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1-4 Förderaufnahme

Am 1. Oktober 1903 wird nach vier Jahren und vier Monaten Bauzeit die Kohlenförderung in den nördlich der Schächte aufgeschlossenen Gaskohlenflözen aufgenommen.

Der Abbau beginnt in den Flözen 6 und 7 zwischen der 700m-Sohle und Ort 2, und – “weil es sich um den Hauptquerschlag handelt” - mit einem Sicherheitsabstand von je 40m von der Achse nach Osten und Westen in “streichendem Strebbau” mit Versatz. In einem Abbau eilt der jeweils obere, im Einfallen stehende, bis 20m lange Kurzstreb dem darunterliegenden um rd. 5m vor.

Nach einem Plan des Betriebsführers Tengelmann sollen ab November 1903 Vorrichtungen und Abbau in fünf Flözen mit 124 Mann belegt werden, davon vier Streben mit zusammen 20 Mann und die Pferdeförderung mit 12 Mann.

Schachtanlage Ewald Fortsetzung 1-3

Der damals nur mit dem Geleucht der Benzinlampe, ohne Helm, festes Schuhwerk, Schutzhandschuhe und Schienbeinschutz ausgerüstete Hauer kohlt die etwa vier Fuß breiten Kohlenfelder jeweils in Streifen von einem Fuß Tiefe im Einfallen mit der Hacke aus, die Regeln des "Pfändungsbaus", wie damalige Betriebspläne sagen, beachtend. Gleichzeitig wird mit sieben Fuß langen Schalhölzern auf drei Holzstempeln und mit Spitzenverzug ausgebaut. Die ausgekohlten Felder werden mit Haldengut und Bergen aus den Abbaustrecken und Teilsohlenvortrieben verfüllt. Das 4,70m dicke Flöz (Zollverein 2/3) soll im Stoßbau in Scheiben abgebaut werden. Der Bergrevierbeamte vereinbart mit der Verwaltung das Beobachten möglicher Abbaueinwirkungen auf den Schacht 1. Die stark geneigte Lage der Flöze erübrigt Förder- und Schaufelarbeit in den Streben, da die Kohlen jeweils in den Ladekasten rutschen und die Berge von der Kippe der oberen Strecke in das ausgekohlte Feld stürzen.
Zur Wetterführung im Abbau heißt es im Betriebsplan für 1903: “Die Wetterführung ist bei dieser Abbaumethode eine sehr geregelte. Die Aufbrüche werden unten am Fuß bzw. oben verschlagen, wodurch die frischen Wetter gezwungen werden, in die Sohlenstrecken der Flöze einzutreten und bestreichen hierbei den Kohlenstoß des Pfeilers. Es ziehen 2.250 cbm Wetter ein und 2.600 cbm Wetter minütlich aus. Der Bergrevierbeamte verlangt jedoch wegen Schlagwettergefahr und Kohlenstaubansammlungen elektrische Zündung bei der Sprengarbeit und Spritzwasserleitungen".

Als Streckenausbau herrscht Türstock aus Nadelrundhölzern mit Eichenschwartenverzug vor. Kappen sind in Hauptstrecken Eisenbahnschienen. Füllörter haben Ziegelsteinmauern mit Holzeinlagen. In den Abbauörtern sind, wie der Betriebsplan sagt, “eiserne Vortriebspfähle zu verwenden, welche stets auf dem letzten Holz liegen sollen, die aber, sowie die Kohle hereingewonnen wird, vorgetrieben werden. Erst nachdem die Kohle bis auf vier Fuß Breite hereingewonnen ist, wird ein neues Holz gesetzt und zugleich verzogen.” Die lichten Querschnitte neuer Strecken schwanken zwischen 10 qm in Hauptstrecken und 6 qm in Nebenstrecken, in Füllörtern liegen sie etwa bei 15 qm. Die Blindschächte sind zwei- bis höchstens dreitrümig in Geviertzimmerung aus eichenen Vierkanthölzern ausgeführt und mit Brettern verzogen. Schlepper führen die höchstens 700 l fassenden Förderwagen mit den aus Schurren abgezogenen Kohlen von Hand oder mit Häspeln über einfache Gleise aus den Teilörtern über die Teilsohlenquerschläge den Blindschächten zum Einhängen auf die Fördersohle zu, ebenso wie sie im Gegenzug den Kippstellen der Streben die Versatzberge zuführen. Die Blindschächte sind mit höchstens zweibödigem Korb und Gegenkorb für einen Förderwagen je Boden versehen. Die mit Druckluft betriebenen Blindschachtkolbenhäspel haben nur den Lastunterschied zwischen den auf- und abgehenden Körben mit Kohlen bzw. Bergen oder Grubenholz und Personen zu überwinden.

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