10-7 Allgemeine Betriebsentwicklung und Abbau
Durch die Erhöhung der Förderung in 1979 auf 5442 Tonnen täglich liegt die Grubenleistung wie schon 1970 und 1976 wieder über 4 Tonnen je Mann und Schicht und im Trend der Ruhrkohle AG. Die Förderung wird aus drei Abbaurevieren erbracht. Die reine Flözmächtigkeit hat sich auf den bisher nie erreichten Wert von 2,03 m gegen 1,50 m bei der Bergbau AG Lippe und bei der Ruhrkohle AG erhöht.
Bei durchschnittlich 200 m Frontlänge fallen je Streb täglich rd.1.700 Tonnen Kohlen an gegenüber rd. 1.300 Tonnen Kohlen und 230 m Frontlänge je Streb im Durchschnitt der Bergbau AG Lippe.
Die Tarifrunde 1979 vereinbart zwei Freischichten pro Jahr für Untertagebeschäftigte mit Nacht- und Wechselschicht.
1979 übernimmt die Zeche von der Zeche Waltrop 120 Mitarbeiter und legt 118 Nachwuchskräfte an. Über “Anpassung" kehren 154 Mitarbeiter ab. Die Gesamtbelegschaft beträgt 2.142 Mitarbeiter. Es ist ein Unfalltoter zu beklagen.
BILD 259 Förderung, Leistung, Belegschaft
BILD 260 Störungsdurchörterung Flöz Robert
Bei einer arbeitstäglichen Förderung von rund 5.300 Tonnen fällt die Grubenleistung im Jahre 1980 durch weitere Erhöhung des Vorleistungsaufwandes auf über 4 Mannschichten je 100 Tonnen Kohlen wieder leicht unter 4 Tonnen ab. Die Unternehmerleistungsschichten steigen auf 296 je Tag. Die Zeche stellt 102 Jugendliche ein; das sind wiederum über 50 % mehr als der langjährige Durchschnitt.
Erstmalig wird 1881 auf dem Bergwerk im Streb Robert2 Norden Schildausbau und zwar Westfalia-Zwei-Stempel-Schilde für 0,8-1,8 m dicke Fläze eingesetzt. Die Schilde haben hydraulische 160 t-Stempel, zentralen Steuerblock, geteilte Kufe, eine Transportlänge ohne Kappenzüge von 3,30 m und ein Gesamtgewicht von rd. 7 t
In der Grubenwarte dienen Prozeßrechner der Früherkennung von Grubenbränden durch stetiges Auswerten des Kohlenoxidgehaltes der Grubenwetter.
Dem von der Forschungsstelle für Grubenausbau empfohlenen Schutzabbau für Füllort und Schacht mit Vollversatz geht 1982 das Setzen von Holzspfeilern in einem Quadrat von 30 x 30m um den Schacht voraus. Er wird aus Zeitgründen sowie wegen erschwerter Versatzgutbereitstellung zunächst als ein nur 100m langer, 40 m östlich vom Schacht gelegener Kurzstreb nach Westen zu Felde geführt. Ein Gurtförderer im Gesteinsberg nimmt die über die Abteilung 3 Ost angeführten Kohlen auf und führt sie über einen Durchhieb bei Flöz Ernestine dem Kohlenförderband im Gesteinsberg Flöz Karl und den auf der 950m-Sohle bestehenden Hauptbandstraßen zu. Das Versatzgut für den Schutzabbau besteht aus Waschbergen anderer Zechen, die im rd. 7 km entfernten Schacht 2 eingehängt werden. Hierzu muß der Strebschreitausbau mit weiter rückkragenden Kappen versehen werden.
Das Jahr 1981 wird abgeschlossen mit einer täglichen Fördermenge von rund 5.500 Tonnen und einer Schichtleistung von fast 3.900 kg je Mann und Schicht.
Die Zeche übernimmt 1981 von den Zechen Waltrop und Hansa 39 Mann und stellt 1981 zur Ausbildung 62 Jugendliche ein. Es ereignet sich ein tödlicher Unfall.
1982 geht im Bereich Blindschacht 11 Abbau in den Flözen Karl und Robert um; der Abbau im Flöz Finefrau, das fast zehn Jahre lang die Fördermenge bestimmt hat, läuft aus.
In der 2. Abteilung werden die nördlichen Streben Flöz Karl und Flöz Ernestine 2 Osten gebaut. Der Streb Robert 3 Norden erhält die zweite Schildausrüstung mit Klöckner-Becorit-2-Stempel-Schilden, hydraulisch verstellbar über drei Stufen zu je 300 mm für Flözmächtigkeiten von 0,8-1,9 m. Wegen steiler stehender Stempel kann der erforderliche Ausbauwiderstand schon mit 100-t-Stempeln aufgebracht werden, bei zu dem kürzerer und nur 4,5 t schwerer Bauart. Es gelingt, mit diesen Schilden ab November 1982 in dem 250 m langen Streb eine Überschiebung von bis zu zweifacher Flözmächtigkeit in nur drei Monaten zu durchörtern. In elf Monaten werden rd.900 m verhauen.
Die dritte Schildausrüstung erhält der erste Streb im Flöz Ernestine, Abteilung 2 Ost. Das Flöz zeigt über 0,2 m Unterbank bis zu 0,6 m Bergemittel und 0,8 m Oberbank. Der 240 m lange flach gelagerte Streb erhält - erstmalig auf der Zeche - einen Westfalia-Gleithobel mit der Kette 30 x 108 mm und zwei Antrieben 40/130 kW bei 0,6/1,8 m/s Geschwindigkeit. Trotz Auslegersteuerung gelingt es nicht, nur die Oberbank abzubauen. Ferner ist ein Rinnenförderer M IIv-K2/600 mit einer Doppelmittelkette 26 x 92 bei 0,9 m/s Geschwindigkeit und mit zwei Antrieben zu je 132 kW eingesetzt. Es werden monatlich Abbaufortschritte von 90 bis 110 m erzielt.
Obwohl die gebaute Flözmächtigkeit 1982 um 40 cm abnimmt und der Vorleistungsaufwand bis auf rd. 5,19 Mannschichten je 100 Tonnen steigt, bleiben Förderung und Leistung etwa so hoch wie 1981. Die Aufwendungen in der Vorleistung steigen auf über 35 DM je Tonne verwertbarer Förderung. Die Anzahl der Freischichten für Untertagebeschäftigte mit Nacht- und Wechselschicht erhöhen sich von 2 auf 4. Es verunglückt ein Bergmann tödlich.
Die Inbetriebnahme der Anlage An der Haard 1 am 10. Juni 1983 legt den Grundstein für die positive Fortentwicklung des Bergwerks.
Die Standortnähe des neuen Schachtes verbessert die Klimaverhältnisse in allen Betriebspunkten entscheidend und bringt erhebliche Vorteile für die Fahrung und beim Materialtransport, der nunmehr auch gleislos durchgeführt werden kann. Die Arbeitszeit vor Ort erhöht sich im Durchschnitt von 240 auf über 300 Minuten.
Der Zugewinn an Arbeitszeit ermöglicht Mehrförderung und Lösungen zusätzlicher Versorgungsaufgaben, entstanden durch die extrem hohe Vorleistung von 5,6 Mannschichten je 100 Tonnen.
In der zweiten Jahreshälfte läuft der zweite Schutzabbau unter der geplanten 2. Richtstrecke südlich des Schachtes nach Osten.
BILD 262 Eickhoff-Doppelwalzenschrämlader
Die arbeitstägliche Förderung steigt 1983 auf fast 5.600 Tonnen bei gleichbleibender Leistung.
Die Zeche entläßt 74 ältere Mitarbeiter, legt aber 87 Nachwuchskräfte an. Die Gesamtbelegschaft fällt gegenüber dem Vorjahr von 2219 auf 2196 Mitarbeiter. Die Untertagebelegschaft geht von 1472 auf 1463 Mann zurück. Die Zahl der Angestellten bleibt zum Vorjahr mit 306 in etwa konstant. Die Aufsichtsdichte im Untertagebetrieb beträgt 9,4 Arbeiter je Angestellten; sie liegt um rd. 10 % günstiger als der Durchschnittswert der BAG Lippe. Zur Anpassung an die Absatzlage müssen 12 Tage Förderausfall in Kauf genommen werden. Ab 1983 erhöht sich der Urlaub für Beschäftigte über Tage auf 30 und unter Tage auf 33 Arbeitstage. Der Durchschnittslohn je verfahrene Untertageschicht erhöht sich seit 1979 von 100,86 DM auf 130,96 DM.
Die vierte Schildausrüstung für geringmächtige Flöze erhält 1984 der Streb Robert 4 Norden. Im Hinblick auf späteren Abbau des nur 80 cm mächtigen Flözes Röttgersbank sind die Zwei-Stempel-Schilde des Herstellers Thyssen für Flözdicken von 0,6 bis 1,75 m ausgelegt. Die dreistufigen Hydraulikstempel sind außerdem mechanisch verlängerbar und tragen je 142 Tonnen. Kurze und flache Kappen und Kufen und im Schildprofil untergebrachte kleine Steuergeräte gestatten selbst im untersten Arbeitsbereich einen verhältnismäßig guten Fahrweg. Kleine Maße und geringes Gewicht des Schildes von 5,6 Tonnen sind transportfreundlich.
Im Jahre 1984 überschreitet die Grubenleistung der Zeche trotz weiterhin hoher Vorleistung wieder 4,3 Tonnen Kohlen, wie zuletzt 1979: das entspricht dem Schnitt des Ruhrgebiets. Die Tagesfördermenge ist mit 5.800 Tonnen Kohlen so hoch wie seit 1975 nicht mehr. Der Arbeitsausfall erreicht mit 21 Anpassungsschichten den höchsten Stand. Mit der zunehmenden Erhöhung des Bergegehaltes der Rohförderung auf 40 % und der Fördersteigerung wird die Schacht- und Aufbereitungskapazität am Schacht General Blumenthal 11 von täglich 25.000 Tonnen Rohförderung überschritten. Diese Situation führt zu erheblichen Stillstandszeiten in den Abbaubetrieben. Die Planförderung wird nur durch Sondermaßnahmen wie Nachfördern und Umsetzen von Gewinnungsschichten erreicht.
Der Ausländeranteil an der Gesamtbelegschaft von 2.174 Mitarbeitern beträgt 296 Mann, unter ihnen sind 271 Türken.
Im Jahre 1984 kehren 117 Mitarbeiter sozialverträglich ab; übernommen werden 58 Männer der Zeche Erin und der stillgelegten Kokerei Ewald-Fortsetzung. 85 junge Nachwuchskräfte werden angelegt. Wie in 1983 ist erfreulicherweise kein Unfalltoter zu beklagen.
Mit dem Aufschluß des über drei Meter mächtigen Flözes Zollverein 2/3 muß das Bergwerk 1985 nach mehr als 20 Jahren ausschließlicher Hobelgewinnung wieder Schrämmaschinen einsetzen. Der erste Streb 1 Süden wird 230 m lang für einen mit anfangs 10 gon nach Süden einfallenden Verhieb eingerichtet. Das Aufhauen als Untersuchungsstrecke aufgefahren und mit Stahl-Gleitbögen ausgebaut, ist 6 m breit und erlaubt schnellen Einbau der Betriebsausrüstung auch mit Gleislosfahrzeugen.
Der Streb erhält einen 7,2 m langen Eickhoff-Doppelwalzenschrämlader mit 300 kW Antriebsleistung, 1,8 m Walzendurchmesser und 0,85 m Schnitttiefe. Er kann ebenso wie viele andere Ausrüstungsteile vom zentralen Betriebsmittellager der BAG Lippe für über 6.000 DM Miete je Tag bezogen werden. Die 14 Tonnen schweren hydraulischen Hemscheidt-ZweiStempel-Ausbauschilde - 145 Stück neu gekauft zum Preis von 85.000 DM je Stück - genügen Flözdicken zwischen 1,6 m und 4,0 m und haben Schiebe und Anstellkappen, um Hangendnachfall bzw. Abböschen des Kohlenstoßes zu verhindern. Eine bewegliche Arbeitsbühne dient dem Einbringen des Bogenausbaus in der mitgeschnittenen Begleitstrecke. Zur Erhaltung des Querschnitts wird der Ausbau mit Spritzmörtel hinterfüllt. Zementgebundene Baustoffdämme sichern die Streckensäume. Druckluft führt die körnigen Baustoffe von über Tage durch Leitungen zu. Senklader beseitigen hereingequollenes Gestein aus der Streckensohle. Der Streb erhält einen neu entwickelten Förderer der Fa. Klöckner-Becorit UFv 34/600 mit Mittelkette 38x137 mm.
Die Strebmannschaft wird auf den Einstieg in die schneidende Gewinnung durch intensive Schulung auf Nachbaranlagen vorbereitet. Der Umgang mit der neuen Technik wird problemlos beherrscht.
Der Doppelwalzenschrämlader hat lange Tragarme und schneidet auch den Vortrieb der oberen Begleitstrecke. Der Abbau durchörtert ohne besondere Schwierigkeiten nahezu auf ganzer Länge gleichzeitig die verfüllte ehemalige Aufklärungsstrecke nach Osten.
Nach 520 m Fortschritt muß der Streb eingekürzt werden. Jeden dritten Tag werden eine Fördererrinne und ein Schild ausgebaut bis zu einer Reststreblänge von 170m.
Es werden Abbaufortschritte von 84 m monatlich und Betriebspunktfördermengen von 3.300 Tonnen Kohlen täglich erzielt. Die Abbauleistung liegt um 30 Tonnen Kohlen je Mann und Schicht.
Im Jahre 1985 werden 50 Mann sozial abgesichert vorzeitig entlassen und 15 Mitarbeiter der Zeche Minister Stein sowie 99 Jugendliche in die Ausbildung übernommen.
Die Tageskohlenfördermenge und die Leistung der Zeche sind geringfügig niedriger als 1984. Durch verringerte Absatzmöglichkeiten müssen sechs Kurzarbeitstage eingelegt werden. Der Bergegehalt der Rohförderung liegt erstmals über 40 %. Es verunglückt ein Bergmann tödlich.
Das Unfallgeschehen des Bergwerks ist bis 1983 wie bei der Ruhrkohle AG insgesamt durch einen beträchtlichen Rückgang der Gesamtunfälle geprägt, während die Anzahl der mittelschweren und schweren Unfälle mit mehr als 28 Tagen Arbeitsausfall fast stagniert.
Durch intensive Sicherheitsarbeit auf allen Ebenen und die Einführung neuer Techniken und Verfahren kommt auf dem Bergwerk der Anstieg vor allem der mittelschweren Unfälle 1985 zum Stillstand und fällt danach eindeutig.
Einen Beitrag zur Senkung der in den Jahren davor gestiegenen Unfälle beim Einrichten und Ausrauben von Streben leistet die Gleislostechnik, indem es gelingt, durch große Streckenquerschnitte und durchgängigen Transport die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Ermutigt durch den großen Schrämerfolg in Flöz Zollverein 2/3 wird 1986 ein Streb in dem über 2 m mächtigen Flöz Kreftenscheer 1/2, das bis zu 40 gon steil einfällt, mit nahezu gleicher Maschinenausrüstung ausgestattet. Zwanzig Streb-Teilverankerungen zwischen Ausbau und Führungsleiste halten den durch Kabelwagen und Kabelbracke noch sehr viel schwerer gewordenen 250 m langen Strebförderer. Gummibracken, die bis zum Flözhangenden reichen, schätzen die Strebmannschaft vor Stein- und Kohlenfall.
Nach Strebanlauf im August werden bei einer Arbeitszeit von rd. 5 Stunden je Schicht und 2,16 m reiner Flözdicke arbeitstäglich über 1.600 Tonnen Kohlen gewonnen. Wegen der starken Strebneigung wird der Walzenschrämmlader ferngesteuert.
Die im Schacht 1 in Erkenschwick gehobenen Kohlen dieses Strebes werden nach Abscheiden der Stückberge auf dem Schiebeband bei 100 mm und 20 mm abgesiebt. Brecher zerkleinern das Rohgut über 100mm Korngröße. Eine Setzmaschine scheidet aus der Menge 100 bis 20 mm Korngröße die Berge ab. Die Eisenbahn befördert die Rohfeinkohlen zum Steag-Kraftwerk Herne bzw. zur Kohlenmischhalde Ewald in Herten. Diese machen noch etwa 75 % der im Schacht gehobenen Rohkohlenmenge aus. Die Fremdaufbereitung der Kohlen läßt sich Ewald mit 18 DM je Tonne teuer bezahlen.
BILD 265 Unfallentwicklung je einer Million geleisteter Arbeitsstunden. Bergwerk Haard im Vergleich zur BAG Herne-Recklinghausen / BAG Lippe / Ruhrkohle Westfalen AG
BILD 266 Belegschaftsentwicklung
BILD 267 Buchmäßige Gesamtkosten
1986 geht Abbau um in der 1. Abteilung in den Flözen Kreftenscheer, Wellington und Karl, der letzten Bauhöhe nach zehn Jahren. In der 3. und 4. Abteilung laufen die Betriebe Zollverein 5 und Zollverein 2/3 1 Süden.
Die Zeche fördert 1986, wie schon 1974, 1975 und 1984, etwa 5.900 Tonnen Kohlen täglich aus vier statt aus drei Betrieben mit einer um 25 cm auf 1,70 m gestiegenen mittleren Kohlenmächtigkeit. Gegenüber 1975 hat jedoch der Bergegehalt der Rohkohlen von 22 auf rund 40 % gestiegen zugenommen.
Erfolge der Inbetriebnahme des Schachtes 1 zeigen sich schon mit der Förderung des vierten Quartals durch 6.000 Tonnen arbeitstäglich. Trotz eines mit 4,5 Mannschichten je 100 Tonnen mehr als dreifachen Ausrichtungsaufwandes wird mit 4,5 Tonnen auch die Grubenleistung von 1975 wieder erreicht. Der Vorleistungsaufwand belastet das Ergebnis mit rd. 32 DM je Tonne. Dieser Wert liegt um fast 13 DM über dem Durchschnitt der BAG Lippe.
Bei verhältnismäßig niedriger Förderhöhe gegenüber Großanlagen mit über 10.000 Tonnen je Tag bleibt das Bergwerk trotz der hohen Aufwendungen für die Lagerstättenerschließung und zusätzlicher Belastungen, die mit der Inbetriebnahme der Außenanlage An der Haard 1, dem Förderstandort Ewald-Fortsetzung sowie Stillegung des Kraftwerks verbunden sind, auch bei den buchmäßigen Gesamtkosten im Trend der Ruhrkohle AG.
Nach der Tarifrunde 1986 steigen die Löhne und Gehälter um 4,05 %. Der Durchschnittslohn erhöht sich gegenüber 1983 von 130,96 DM auf 143,14 DM je verfahrene Untertageschicht.
Zusätzlich werden zwei Freischichten gewährt, die sich in den nächsten drei Jahren bis auf 8 Freischichten pro Jahr erhöhen. Zur Absatzanpassung werden wie im Vorjahr sechs Feierschichten verfahren.
Die Tagesförderung wird mit einer Gesamtbelegschaft von 2267 Mann erbracht. Davon sind im Untertagebetrieb 1412 Mitarbeiter beschäftigt. Die Zahl der Angestellten liegt wie in den Vorjahren knapp über 300, die Zahl der Auszubildenden erhöht sich auf über 250.
Es kehren 81 ältere Mitarbeiter ab, von der Zeche Minister Stein werden 43 Mann angelegt und 95 junge Männer zur Ausbildung eingestellt. Ein Bergmann verunglückt tödlich.
Der Streb Zollverein 2/3, 2 Süden, Nachfolger des Nachbarbetriebes 1Süden und fast völlig gleich ausgestattet, muß Anfang 1987 wegen einfacheren Zuschnitts erstmalig auf der Zeche mit Schwenken um etwa 90 gon anlaufen, was reibungslos gelingt. Bei einer Flözdicke um 3,20 m einschließlich 0,35 m Bergemittel schneidet auch hier der Walzenschrämmlader die Begleitstrecke.
Nach 170 m Abbaufortschritt ersetzt erstmalig auf der Zeche eine Klöckner-Becorit-Rollkurve mit 1,740 mm Durchmesser im Strebkettenförderer UFv 34/600 mit Mittelkette 38x137 den sperrigen Hauptantrieb im Streb-Streckenübergang. Von da an wird die Schrämmaschine auch zum Mitschneiden der jetzt nicht mehr voraufgefahrenen Kohlenabfuhrstrecke eingesetzt. Die Fördererantriebsleistungen steigen auf 2 x 65/200 kW am Hauptantrieb und 1x 65/200 kW am Hilfsantrieb. Der Vorschub der Antriebe geschieht kettenlos. Eine neu konstruierte, am Förderer befestigte bewegliche Arbeitsbühne erleichtert Transport und Einbau der Streckenbögen vor Ort.
Eine zweite Schrämmaschine wird nach dem Schwenken und weiteren 300 m Abbaufortschritt zum Durchörtern eines über Flözmächtigkeit verwerfenden Sprunges eingesetzt. Später wird eine der beiden Maschinen, deren Winden noch mit PCB-haltiger Hydraulikflüssigkeit betrieben werden, ersatzlos ausgebaut.
Nach rd. 1300 m Fortschritt nach Süden muß der 230 m lange Streb wegen zu häufiger und zu großer geologischer Störungen in der Nähe der Förderstrecke um 80 m eingekürzt werden. Gleichzeitig wird der verschlissene Förderer teilweise gewechselt und erhält eine neue Förderkette. Anschließend läuft der Streb noch 1.500 m weiter, wobei nach 800 m nochmals um 80 gon nach Osten in Richtung auf den Waltroper Sprung geschwenkt wird.
Der Abbau des im Mai 1987 begonnenen 280 m langen Strebes Flöz G 1,Streb 3 Osten, Flözmächtigkeit etwa 1.50 m, davon nur I m Kohle, gestaltet sich sehr schwierig und unergiebig.
Dennoch gewinnt die Zeche 1987 mit täglich rd. 6.500 Tonnen Kohlen aus vier Streben mit je 260 m gewogener Länge die bis dahin höchste Tages- und Jahresförderung bei einer Grubenleistung von 4,7 Tonnen je Mann und Schicht, die zuletzt 1975 bei geringfügig dickeren Flözen aus drei Streben mit je 230 m Länge erreicht wird. Zu dieser Zeit beträgt allerdings der Bergegehalt der Rohkohle nur 22 % gegen 38 % im Jahre 1987. Obwohl die Zeche von 22 Ruhrzechen in der Höhe der Tageskohlenfördermenge erst an 18. Stelle steht, nimmt sie in der Grubenleistung und Kostenhöhe den 8.Rang ein.
Bei buchmäßigen Gesamtkosten von 234,15 DM je Tonne weist die Zeche ein positives Ergebnis von 5,83 DM je Tonne aus.
Zur Absatzanpassung werden 20 Feierschichten verfahren.
Zum Ausgleich für tariflich vereinbarte Freischichten steigt die Belegschaft auf 2352 Mann: davon sind 354 Mann oder 17 % Ausländer, von denen 325 Türken und die übrigen Italiener, Spanier und Griechen, Jugoslawen, Holländer und Engländer sind. Es werden 116 ältere Mitarbeiter sozial abgesichert entlassen und 147 Männer von der Zeche Minister Stein und 95 Jugendliche zur Ausbildung angelegt.
Die Zeche fördert 1988 weiter aus den Flözen Wellington, Zollverein 2/3, Kreftenscheer 1/2 und G 1. Der Streb Kreftenscheer läuft Ende August, der Streb G 1 Ende November aus.
Im Flöz G 1/2 läuft Anfang Dezember der erste Streb an. Der 250 m lange Streb ist der erste in dem rund 3 m mächtigen und einen hohen Bergeanteil enthaltenden Doppelflöz und erhält seine etwas leichter gewordene Ausrüstung von dem ausgelaufenen, über 6.000 m entfernten Streb in Flöz Kreftenscheer 1/2. Der Transport der Betriebsmittel erfolgt überwiegend gleislos.
Nach 300 m Abbaulänge wird am Strebende in der Kohlenabfuhrstrecke eine schon in Flöz Zollverein 2/3 erfolgreich eingesetzte Rollkurve eingebaut. Danach wird auch die zweite Strecke mit der Gewinnungsmaschine aufgefahren.
Zur Erhöhung der Arbeitssicherheit am Strebsaum wird eine am Strebförderer angebaute, bei Maschinendurchgang einklappbare Bühne eingesetzt, die die Ausbauarbeit am Streb-Streckenübergang merklich erleichtert. Der Streb muß später wegen geologischer Störungen mehrfach gestundet werden. Nach 1.300 m Abbaufortschritt zwingt Rauchentwicklung eines in stark gestörten Partien entstandenen Schwelbrandes zur Abbaueinstellung. Zur Brandbekämpfung wird dem Betrieb über eine 3.000 m lange Leitung vom Schacht An der Haard 1 aus Inertgas zugeführt. Außerdem werden Brandnester mit flüssigem Baustoff verpreßt, der von über Tage durch Hochdruckleitungen bis zum Streb gepumpt wird. Die Technik wird planmäßig zur Herstellung von Streckenabschlußdämmen und Abbaubegleitdämmen leistungsfähig angewendet.
Der Betrieb wird später abgerüstet und findet seine Ablösung in der Anfang 1992 sofort mit 100 gon Schwenken anlaufenden Nachbarbauhöhe mit derselben Ausrüstung.
Zur Schaffung des zweiten Ansatzpunktes in der 4. Abteilung wird die Flözfläche in Zollverein 2/3 nach der fallenden Bauhöhe streichend verhauen, nachdem eine 800 m lange Untersuchungsstrecke eine positive Aufklärung gebracht hat.
Die Zeche fördert im ersten Halbjahr 1988 arbeistäglich über 7.000 Tonnen Kohlen. Die höchste Durchschnittsförderung wird im Monat Februar mit über 7.400 Tonnen je Tag erreicht. Trotz großer geologischer Schwierigkeiten im zweiten Halbjahr wird die Planförderung von 6.300 Tonnen Kohlen mit 6.104 Tonnen Kohlen täglich nur knapp unterschritten. Aufgrund hoher Vorlaufkosten fällt die Zeche in der "Hitliste" vom siebten auf den vierzehnten Platz.
Zur Anpassung an die Absatzlage müssen 16 Tage Förderausfall in Kauf genommen werden. Der Belegschaft werden zusätzlich zu den tariflich festgelegten 6 Freischichten 5 Blockfreischichten gewährt. Sie werden auf den Zeitraum vom 9. Bis 16. Mai zusammengefaßt, um auf der Schachtanlage General Blumenthal eine erforderliche Großreparatur in der Aufbereitungsanlage durchführen zu können.
Die Belegschaft zählt 2334 Mitarbeiter. Seit 1987 sind 64 ältere Mitarbeiter ausgeschieden, dafür sind 51 frühere Mitarbeiter der Zeche Minister Achenbach neu hinzugekommen. 1988 ist wie bereits im Jahre 1987 kein Unfalltoter zu beklagen.
Gegenüber dem Vorjahr steigt die Förderung in 1989 auf 6.612 Tonnen Kohlen täglich; dies ist die höchste tägliche Durchschnittsfördermenge seit Bestehen der Anlage. Erstmalig überschreitet die jährliche Fördermenge 1,5 Millionen Tonnen, und der Bergegehalt der Rohkohle 45 % . Im Schacht 1 werden im Durchschnitt des Jahres 1.000 Tonnen Rohkohle mit Spitzen von über 4.500 Tonnen je Tag gezogen. Die Grubenleistung erreicht fast 4,9 Tonnen Kohlen je Mann und Schicht und liegt rd. 100 Kilogramm über dem Ruhrdurchschnitt. Die Verbundkosten mit General Blumenthal überschreiten 20 Millionen DM jährlich.
Zur Absatzanpassung werden 9 Feierschichten eingelegt.
Die tägliche Förderung wird mit einer Belegschaft von 2.358 Mann erbracht. Der Durchschnittslohn je verfahrene Untertageschicht erhöht sich gegenüber 1986 von 143,14 DM auf 153,32 DM. Er liegt geringfügig unter dem Durchschnitt der Ruhrkohle AG. Zu den tariflich festgelegten 8 Freischichten kommen wie im Vorjahr 5 Blockfreischichten hinzu. Sie werden benutzt, um vom 29. Mai bis zum 2. Juni den Gurt des 1600 m langen Förderberges zur Ladestelle General Blumenthal zu wechseln. Die Schachtanlage General Blumenthal führt während dieser Zeit Arbeiten im Bereich der Förderanlage Schacht 11 durch.
Um Belegschaftsmitglieder von anderen Anlagen übernehmen zu können, muß das Bergwerk verstärkt von der Anpassungsregelung für über 50jährige Mitarbeiter Gebrauch machen und 76 Mann kündigen. Dafür kommen 101 überwiegend frühere Mitarbeiter der Zeche Minister Achenbach hinzu. An Nachwuchskräften werden 68 angelegt. Es verunglücken drei Bergleute tödlich.
BILD 271 Durchschnittslohn je verfahrene Schicht
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