2-7 Ausrichtung des Grubengebäudes
Neben der Weiterauffahrung des südlichen Hauptquerschlages konzentriert sich die Ausrichtung zunächst vorwiegend auf die Erschließung des Nordfeldes. In der Hauptsache nach Norden wächst der Abbau zunächst weiter in die steile Lagerung und dann mit einer Richtstrecke im Hangenden von Flöz Laura nach Osten und stärker noch nach Westen rund 1400 m bis zur Markscheide.
Der nördliche Querschlag der 695m-Sohle wird 1904 nach Durchfahren von zwölf Flözen mit insgesamt 14,80m Dicke am Flöz Hermann bei 502m Auffahrung gestundet. Mit der Auffahrung der zentralen Richtstrecke nach Osten und Westen wird auf der Fördersohle noch 1904 begonnen und Abteilungsquerschläge im Abstand von 300 bis 400m angesetzt, die in Verbindung mit Aufbrüchen und Teilsohlen die steilen Gaskohlenflöze südlich und die oberen Fettkohlenflöze von Katharina bis Ida nördlich der Richtstrecke lösen.
Drei weitere Aufbrüche samt Teilsohlen werden in 1904 fertig, weitere angesetzt. Luttenstränge von 400 bis 600mm Durchmesser führen den Vortrieben die Wetter zu und ab.
Über das Südfeld wird den Gewerken schon 1905 nach Erreichen von 850m Hauptquerschlag Süden, 695m-Sohle, und Wetterdurchschlag berichtet: "Die hierbei durchfahrenen Gebirgsschichten bilden den südlichen Muldenflügel der mit dem nördlichen Hauptquerschlage aufgeschlossenen Gaskohlenpartie und sind regelmäßig ungestört mit durchschnittlich 10° abgelagert. Ganz abgesehen von dem guten Nebengestein weisen die hier durchfahrenen Flöze eine derartig edle Beschaffenheit auf, daß allein durch diese die Schachtanlage Ewald Fortsetzung als in jeder Beziehung gesichert angesehen werden kann."
Anfang1906 beginnt auch der Abbau im Südfeld in den Flözen 1 und 3 in flacher Lagerung als Strebbau mit Bergeversatz.
Abweichend von der stark geneigten Lagerung nördlich der Schächte sind die Streben 70 bis 100m lang und die Abbaubegleitstrecken werden vielfach mit Bergeröschen aufgefahren. Gewinnung und Strebausbau erfolgen wie im Steilen, jedoch werden die Kohlen mit Rutschen oder Schrappkästen abgefordert, bis etwa 1912 die ersten Schüttelrutschen eingesetzt werden, über welche 1913 bereits rd. 50% der Förderung gehen. Sie müssen von Feld zu Feld umgelegt werden. Von der Gesamtförderung kommt 1906 bereits die Hälfte aus dem Süden.
Der südliche Hauptquerschlag 695m-Sohle erreicht 1906 die Länge von 970m, der Wetterquerschlag bei 872m Flöz 2, während die nördlichen Querschläge gestundet bleiben. Im Norden sind die Abteilungen 1 Ost und 1 West vorhanden. Aufbrüche und Teilsohlen werden weiter aufgefahren, desgleichen Flözstrecken und Aufhauenbetriebe. Die westliche Richtstrecke wird um 165m verlängert.
Auf den Abbau im flachen Südfeld richtet sich ab 1906 fast die gesamte Vorrichtung. Allein 1907 werden in vier Gaskohlenflözen laut Jahresbericht rd. 2.600 m Flözstrecken und 870m Aufhauen gefahren. Es geht in zehn Flözen der Zeche Abbau um, hiernach dürften etwa doppelt so viele Abbaubetriebe und noch mehr Streben vorhanden gewesen sein.
Vom Hauptquerschlag nach Süden werden ab 1907 Richtstrecken nach Südwesten und Südosten getrieben, die bis Ende 1910 je rd. 600m lang sind. Aus ihnen Zweigen der 1. südwestliche Querschlag mit rd. 500m und der 1. südöstliche Querschlag mit rd. 400m Abstand von der Hauptachse ab, die bis 1916 je rd. 900m Länge erreichen.
Es sind die Gesteinsunternehmer Heinrich Geile aus Horst bei Steele und Neuhaus aus Bochum tätig; deren Arbeiten nehmen Betriebsführer oder Stellvertreter ab. Die verantwortliche Aufsicht haben die Steiger, in deren Revieren Unternehmerarbeiter tätig sind. Die Zeche zahlt den Lohn an die Unternehmerarbeiter aus.
Obgleich bereits 1905 von zwei Benzin-Grubenlokomotiven die Rede ist, ziehen um 1907 von der Firma Gebr. van Eupen, Essen, gestellte 13 Pferde die Wagen zwischen Blindschächten und Hauptschächten und teilweise auch auf den Teilsohlen. Der Pferdevertrag unterscheidet Ponies, Gruben-, Tages- und Wagenpferde. Die Pferdelohnsätze je Monat betragen in dieser Folge zwischen 88 und 125 Mark. Auch die Arbeits- und Kutschpferde über Tage stellt der Unternehmer.
Hauptprofile der Zeche Ewald und Fortsetzung
Mit Einführung der Schüttelrutsche um 1912 wird die Teilsohlen- und Blindschachtförderung weitgehend durch Bremsberge ersetzt. Das sind mit Gleis ausgestattete geneigte Strecken meist im Flözeinfallen, von denen die Teilsohlenabbaustrecken abzweigen. Sie verbinden diese untereinander und mit der Sohle und gestatten im Gegenzugbetrieb Kohle-, Berge- und Holzförderung mit Drucklufthäspeln.
Die Hauptachse Süden erreicht bis Ende 1912 auf zwei Sohlen über 1400m Länge. Die gesamte flache Mulde mit den Flözen E und D der Gasflammkohle sowie sämtlichen Zollverein-Flözen ist aufgeschlossen. Die südliche Markscheide nach König Ludwig ist nur noch rd. 200m entfernt. Allein fünf Blindschächte verbinden die Sohlen.
Beim Auffahren der 600m-Sohle nach Norden wird 1913 bei der Durchörterung eines Sattels im Bereich der Flöze Blücher und Karl direkt an der Mergelgrenze aus einer Störung Erdöl angefahren. Der Querschlag muß zunächst gestundet werden. Aus den Klüften laufen mehrere Kubikmeter eines klaren, durchsichtigen Öles mit gelbroter Farbe und starker grüner Fluoreszenz aus. Von Kukuk, der in der Zeitschrift “Glückauf” 1932 darüber berichtet, wird angenommen, daß es sich bei dem Petroleum um ein durch tektonischen Druck verflüssigtes Bitumen primär bituminöser Gesteine des Zechsteins handelt.
Gegen Ende 1913 ist die Bausohle Ewald Fortsetzung 1/3 durch Querschläge, Richtstrecken und Blindschächte im wesentlichen entwickelt.
Die Ausrichtung der östlichen Hälfte des Grubenfeldes beginnt mit der Auffahrung der östlichen Richtstrecke, 695m-Sohle, die den Schacht Ewald Fortsetzung 4 zur Beschleunigung der Erschließung des Feldes unterfahren soll. Das Teufen des Schachtes beginnt Ende August 1913 mit rd. fünf Jahre Verzögerung.
Der Schacht ist mit 6,50 m Durchmesser zunächst als Wetterschacht vorgesehen, soll jedoch später notfalls zwei Fördereinrichtungen für Dampfbetrieb erhalten. In stark wasserführendem Gebirge bis 120m Teufe wird der Schacht nach dem Zementierverfahren System Francois abgeteuft. Erstmalig wird bei der Gewerkschaft Ewald hier der Breilsche Verbund-Tübbing-Ausbau, - das sind verschraubte Tübbings - verwendet. Bei der Gebirgsverfestigung von der Schachtsohle wird der Beton für den Ausbau von der Bühne aus hinter die Schalung gebracht.
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