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9-4 Betriebliche und technische Entwicklung des Bergwerks Haard



Im Frühjahr 1970 ist der Übergang zur 1100-mSohle mit einer erheblichen Verkleinerung des Grubengebäudes abgeschlossen.

Bedingt durch mächtigere Flöze, Schreitausbau und Großbandanlagen erhöht sich die Grubenleistung gegenüber 1969 von 3,5 auf rund 4,5 Tonnen Kohlen je Mann und Schicht bei etwa 5000 Tonnen Kohlenfördermenge täglich. Die Zeche entwickelt sich besser als der Zechendurchschnitt der Ruhrkohle AG. Fortschritte werden auch in der Mechanisierung der Lagerungsgruppe zwischen 20 und 40 gon erreicht, die einen Anteil von 80 % aufweist.

In dem 320m langen, oben mit 40 gon und unten mit 20 gon einfallenden etwa 1,40m mächtigen Streb Johann 1 Westen im fernen Haupt-Süden werden mit einer Westfalia-Hobelanlage sowie Kettenförderer PF I und Dreifachkettenband bei 2,50m Abbaufortschritt 1.600 Tonnen Kohlen täglich mit 11 Tonnen Revierleistung gewonnen. Die Gewinnungsanlage ist in der Kopfstrecke mit Westfalia-Doppelbalkenverankerung hydraulisch abgespannt; Zwischenabspannungen im Streb sind vorgesehen.

Der hydraulische Salzgitter-Einzelstempelausbau wird im unteren Strebteil in der Osterwoche auf 70m durch Westfalia-Zwei-Rahmengespanne, den ersten Schreitausbau der Zeche, ersetzt. In dem mit Bruchbau geführten Streb sind fünf Strebteilkühler zu je 15000 kcal/h Kälteleistung eingebaut. Ebenfalls 1970 wird ein Streb im etwa 1,30m mächtigen Flöz Wasserfall in der Abteilung 5 West-Süd, flach gelagert, Länge 230m, als erster voll mit Schreitausbau aus Westfalia Zwei-Rahmengespannen ausgerüstet, die zwei Tonnen wiegen und neu für 11000.- DM je Stück zu haben sind.

Transport, Montage und Einbau erfordern je Gespann zwei Mannschichten. Gegen Ende 1970 gelingt es, den Streb bei vierschichtigem Betrieb vorübergehend mit 6 m täglich zu verhauen und dabei 2.700 Tonnen Kohlen hereinzugewinnen.

Ein Versuch, in dem mit rd.70 gon einfallenden und 1,40m mächtigen Flöz Karl 1 Osten im Haupt-Norden, Streblänge 170m, den überkippten Kohlenstoß unter aufgehängtem Versatz mit einer Walze zu schrämen, wird abgebrochen.

Anfang 1971 wird in dem 2,20m mächtigen und mit bis zu 40 gon einfallenden Flöz Dickebank im fernen Haupt-Süden, Bauhöhe 1 Westen, ein 260m langes Aufhauen mit toten Rutschen hergestellt und innerhalb von nur drei Wochen mit Strebförderer, Gewinnungsanlage und Hemscheidt-Zwei-Rahmengespannen mit Hangendschreitwerk ausgestattet. Der Hobelkörper hat einen Firstkohlenvorreißer. Die Bruchlast der Hobelkette 26 x 92 beträgt 85 Tonnen. Der Hobel läuft 1,5 m je Sekunde und wird von polumschaltbaren Motoren mit 50/130 kW Leistung bewegt. Erstmalig wird ein Strebförderer mit Mittelkette 30x 108 und 125 Tonnen Bruchlast eingesetzt. Bei 0,72 m/s Förderkettengeschwindigkeit haben die Antriebe 80 und 90 kW Leistung. Die Gewinnungsanlage ist in der Kopfstrecke mit 100 Tonnen Haltekraft und im Streb zusätzlich mit 12 Tonnen Haltekraft verankert. Ein Sicherheitsgestänge, 42 mm Durchmesser und 153 Tonnen Bruchlast, verbindet die oberen 90m, zwei Sicherheitsketten, Bruchlast 100 bzw. 72 Tonnen, verbinden die unteren 170m Strebförderer.

1971 erhöht sich die arbeitstägliche Kohlenförderung auf 5.240 Tonnen und die Grubenleistung auf 4,567 Tonnen Kohlen je Mann und Schicht. 1972 werden diese Zahlen nur geringfügig unterschritten. Es ereignen sich wie in 1971 zwei tödliche Unfälle.

BILD 185 Förderung, Leistung, Belegschaft

1972 werden vier vollmechanisierte Betriebe mit Bruchbau und zwei Steilstreben betrieben. Rund 700m Streb sind mit Schreitausbau ausgerüstet. Bei einer einziehenden Wettermenge von 16000 cbm je Minute zur 950m-Sohle über die Schächte 1, 2, 4, 7 und 8 ziehen 18.500 cbm an den Schächten 3 und 5 aus. Wegen ungünstiger Widerstandswerte des Schachtes 3 werden diesem auf der 950m-Sohle etwa 5000 cbm Abwetter je Minute entnommen und über die Richtstrecke dem Ausziehschacht 5 zugeleitet. Es fallen täglich rd. 40000 cbm Grubengas an, davon rd. 6000 cbm durch die Gasabsaugung. Trotz Einsatzes von vier Kühlmaschinen mit 500000 kcal/h Leistung im Haupt-Süden und zwei Kühlmaschinen mit 350000 kcal/h Leistung in 5 West-Süd liegen die Temperaturen im Abbau zwischen 27 und 35° C. Daher haben 63 % der Belegschaft nur eine Sieben-Stunden-Schicht. Der Staub wird u.a. bekämpft mit Kohlenstoßtränken und Bedüsen der Hobelgassen, der Fördergutübergaben und Ladestellen, mit Abschirmen des Fördergutes gegen den Wetterstrom und Absaugen. Grubenwässer fließen um 1,60 cbm je Minute zu und werden im 3000 cbm fassenden Sumpf der 950m-Sohle gesammelt. Zum Heben sind drei Pumpen mit je 5 cbm Leistung je Minute installiert. Die 1100m-Sohle hat zwei Pumpen mit je 1 cbm Leistung je Minute, die nachts das Wasser aus 50 cbm fassenden Behältern zur 950m-Sohle pumpen.

Die als erste bei der Ewald-Kohle AG schon 1963 eingerichtete Grubenwarte der Zeche kann 1972 Laufzeiten von Hobeln, Strebförderern, Pumpen sowie Bunkerfüllstände, Grubengas- und Kohlenoxidwerte, Wettermengen und Betriebszustände von Hauptlüftern, Gasabsaugeanlage melden bzw. aufzeichnen. Der Grubenwart steuert die Hauptförderbänder und deren Beschickung fern und erkennt Störungsarten.

Wegen Erschöpfung der letzten bauwürdigen Flöze Dickebank und Wasserfall in der Abteilung 5 West-Süd muß unter Zeitdruck und ohne ausreichende streichende Aufklärung im Nordfeld Mitte 1973 der erste Abbaubetrieb in Flöz Finefrau mit nur 100m Streblänge anlaufen.

Wegen der Häufung geologischer Störungen und extrem hoher Klimawerte in fast allen Abbaubetrieben geht 1973 die arbeitstägliche Fördermenge gegenüber 1972 um rd. 600 Tonnen und die Grubenleistung um rd. 340 kg je Mann und Schicht zurück. Ursache hierfür ist der fördertägliche Ausfall von 2.500 Tonnen Kohlen des Strebes 1 Osten, Flöz Gretchen-Anna: Ein verdeckter Brand im Alten Mann zwingt, 2 Millionen Tonnen Kohlenvorräte im nahen Haupt-Süden abzuschreiben sowie schnellstens einen zweiten Streb in Flöz Finefrau nach Westen zu beginnen. Während dieser Streb nach kurzem Verhieb durch eine Störung ausfällt, behindern Gesteinseinlagerungen im Flöz den östlichen Kurzstreb.

Der durch Selbstentzünden von Kohle im Flöz Gretchen entstandene verdeckte Brand kann erstmalig durch Regelung der Wetterführung mit Druckausgleich über Wochen so lange zurückgehalten werden, bis die gesamte vollmechanische Strebausrüstung durch die Grubenwehr geborgen ist; hierüber berichten im Jahre 1974 Betriebsdirektor Stark und Dipl.-lng. Both ausführlich.

Das schon auf der 1100m-Sohle Ewald Fortsetzung bewährte Bandstraßensystem wird 1973 mit dem ersten Abbau Flöz Finefrau in des Haardfeld übertragen und mit dem Abbau erweitert. Fast alle Bandstraßen werden jedoch doppelstöckig ausgelegt und gestatten so Personenfahrt feld- und schachtwärts. Neu ist im Haardfeld das Abwärtsfördern auf Bändern in Bandförderbergen, die Blindschächte mit Wendelrutschen ersetzen; die Hauptladestellen haben bis zu 500 Tonnen Kohlen fassende Vorbunker.

Wie im Jahre 1970 ist auch 1973 erfreulicherweise kein Unfalltoter zu beklagen.

Mitte 1974 werden die Schrägbaustreben mit Abbauhammergewinnung aufgegeben, und es kommen 75 % der Kohlenfördermenge mit guter Leistung aus dem Flöz Finefrau im Haardfeld, Abteilung 1 Ost. Der Kokerei müssen fremde Kokskohlen zugeführt werden. Etwa 1000 Tonnen Eßkohlen täglich nimmt das Großkraftwerk Hesselohe bei Hanau ab.

Im Jahre 1974 werden rd. 6000 Tonnen Kohlen fördertäglich mit einer Grubenleistung von rd. 5 Tonnen Kohlen gehoben. Bei Zunahme der mittleren gebauten reinen Flözdicke auf 1,58 m und Abnahme des Bergegehaltes der Rohförderung von 32 auf 25 % sind Tagesfördermenge, Flöze und Abbauzuschnitt besonders günstig. Bis 1974 werden im Ruhrgebietsschnitt dickere Flöze gebaut, und es können längere Streben betrieben werden als auf Ewald-Fortsetzung.

Helmut Kerzig wird Kohlenobersteiger für den in den Ruhestand tretenden Erich Schade. Obersteiger Siewers wird Oberführer der Grubenwehr nach Helmut Kerzig. Die Sicherheitsabteilung leitet Josef Huhn nach Artur Plogmann. 1974 gibt es einen Unfalltoten.

Ab 1974 errichtet die Vestisch-Märkische Wohnungsbaugesellschaft nördlich der Schillerstraße neun bis dreizehngeschossige Mietshäuser; die Anlage soll den Stadtkern abrunden und wird bereits 1973 durch den Bauplan "Schillerpark" angekündigt.

Obwohl 1975 die mittlere gebaute reine Flözmächtigkeit auf 1,97 m steigt, der Bergegehalt weiter auf 22 % zurückgeht, nehmen die Tagesfördermenge auf 5.800 Tonnen arbeitstäglich und die Grubenleistung auf rd. 4,6 Tonnen Kohlen je Mannschicht ab. Ursachen sind Ausbrüche und geologische Störungen in den Streben Finefrau 2 Westen und 1 Osten und Auslaufen von Kohle im steilen Streb Karl Osten im Haupt Süden, 1100m-Sohle.1975 ereignet sich kein tödlicher Unfall.

Ab April 1976 hebt der Schacht Ewald-Fortsetzung 1 nur noch einschichtig die Kohlen aus dem Unterwerksbau Haupt-Süden, 1100m-Sohle, und über Gurtförderband von der Zeche General Blumenthal zugeführte Brechberge aus deren Ausrichtung.

1976 laufen die Streben Karl 1 Norden mit 2.500, Finefrau U 1 Osten mit 1.750 und Wasserfall U 1 Westen mit 1.450 Tonnen Kohlen täglich mit Revierleistungen zwischen 14 und 35 Tonnen Kohlen je Mann und Schicht. Das Flöz Karl wird erfolgreich 1000m weit nach Norden verhauen und somit eine erhebliche Fläche der lagernden Flöze aufgeklärt. Es zeigen sich aber deutlich die Grenzen der Bewetterung von den 4 bis 5 km entfernten alten Schächten; Hitze und Feuchtigkeit im Abbau sind tropisch.

Alle Streben sind mit Schreitausbau und Teilabspannungen versehen; die Hobel haben 30er Zugkette, Klüsenführung und T8-Hobeltriebwerke, die Strebförderer Typ PF 2 haben Außenketten 22 x 86 und Getriebe JST 120. Lautsprecheranlagen verbessern die Verständigung und erhöhen die Sicherheit.

Auch weil die gebaute gewogene Flözmächtigkeit um 0,2 m auf 1,7 m abnimmt und gleichzeitig der Bergegehalt auf 30 % zunimmt, fallen die Tagesfördermenge auf rd.5.100 Tonnen Kohlen und die Leistung auf rd.4,1 Tonnen Kohlen je Mann und Schicht. Die Leistung ist jedoch - verglichen mit anderen Zechen - dank weiterer technischer Verbesserungen nach wie vor nicht schlecht.

Betriebsdirektor Stark belegt 1976 mit Zahlen den Erfolg der Betriebspunktzusammenfassung als Folge gezielter Ausgaben für moderne Abbautechnik: im Vergleich mit 1972 sind die Betriebpunktförderung um 94 %, die Sachkosten aber nur um 21 % gestiegen; diese Zahlen sind besser als der Schnitt der Bergbau AG Herne/Recklinghausen und noch besser als der Ruhrkohlezechendurchschnitt.

Im Jahre 1976 kommen zwei Bergleute bei der Seilfahrt im Schacht 2 durch herabfallende Eiszapfen, die das Korbdach durchschlagen, zu Tode. Das führt vorsorglich zu einer Schachtbeheizung bei Frostwetterlagen.

Einige Werksangehörige kaufen die von ihnen bewohnten Werkshäuser.

1977 erhält der von seinen Einbauten befreite Schacht 4 in Rapen einen neuen Grubenlüfter für 14000 cbm Abwetter je Minute als Ersatz für den bisherigen kleineren und veralteten Grubenlüfter des Nachbarschachtes 5. Der Lüfter ist liegend unter Flur eingebaut. Elektromotor, hydraulisch verstellbare Laufradschaufel und Gehäuse bilden auf einer Achse eine Einheit, die schnelles Umschalten auf Reservebetrieb gestattet. Nach Abbruch des alten Fördergerüstes erhält der Schacht ein kleines Befahrungsgerüst aus Beton.

Johannes Rau, noch Landesminister für Wissenschaft und Forschung, befährt einen Streb und ist von der Schwere und mit Risiken verbundenen Arbeit beeindruckt.

BILD 188 Johannes Rau, Herbert Kleinherne

BILD 189 Abbaubereiche und Stand der Ausrichtung 1978

Lange Fahrungszeiten und sehr hohe Temperaturen in den laufenden Abbaubetrieben führen zu kürzesten Arbeitszeiten vor Ort.

Erschwerend hinzu kommen Gasausbrüche im Flöz Finefrau, Übermächtigkeiten im halbsteilen Betrieb Dickebank und sich ändernde Nebengesteinsbedingungen im Flöz Karl, die mit veralteter Ausbautechnik nicht zu beherrschen sind. So schließt das Jahr 1977 mit einer durchschnittlichen Förderung von nur etwa 4.600 Tonnen Kohlen täglich bei rd. 3,8 Tonnen Leistung je Mann und Schicht unter Tage ab. Das ist der Stand von 1969, obwohl die Flöze mit rd. 2 m viel mächtiger sind als 1969 mit rd.1,30m.

Der Blindschacht 11 wird im Herbst mit der 950m-Sohle durchschlägig. Es verunglücken zwei Bergleute tödlich.

Ab Juli 1978 werden Kohlen nur noch im Feld An der Haard gewonnen, die jetzt im Förderschacht General Blumenthal 11 in Herne-Wanne gemeinsam mit den Kohlen der Zeche General Blumenthal gehoben werden.

Die Zeche, die jetzt "Bergwerk Haard" heißt, bleibt aber als zukünftiges Anschlußbergwerk an die Schächte 1/5 Ewald-Fortsetzung angebunden. Diese Schächte, die verbindenden Richtstrecken und die in das "Feld an der Haard" führenden Abteilungen 1 und 2 Ost werden dem Bergwerk Haard zugeschlagen. Kosten und verfahrene Schichten für Ausrichtung und Aufklärung im Haardfeld werden nunmehr vom Bergwerk Haard getragen. Die Verbundbeziehungen werden auf der Grundlage anteiliger Rohförderung und beanspruchter Betriebsmittel neu geregelt. Der Vorstand bestellt die Werksdirektion für das östlich an das Baufeld An der Haard angrenzende 85 qkm große Reservefeld Olfen. Die Exploration mit Tiefbohrungen und seismischen Messungen wird eingeleitet.

Alle Grubenbaue südlich der Schächte 1 bis 3 werden nach Rückgewinnen der noch brauchbaren Maschinen und Geräte durch Dämme verschlossen.

Auch der 1965 übernommene Schacht König Ludwig 7 nahe Bahnhof Suderwich wird verfüllt. Das Steinkohlenbergwerk Ewald-Fortsetzung ist als kohlenfördernde Anlage mit Aufbereitung nach den "Richtlinien der Aktionsgemeinschaft. Deutsche Steinkohlenreviere" stillgelegt, "weil lagerstättenbedingt schwierige geologische Verhältnisse trotz eines noch technisch gewinnbaren Kohlenvorrates von rd. 30 Millionen Tonnen einen wirtschaftlichen Betrieb nicht mehr zulassen."

Die Zeche ist seit 1957 die 101. geschlossene Schachtanlage nach der ebenfalls 1978 stillgelegten Zeche Friedrich der Große. Das bisher stillgelegte Fördervermögen beträgt 75 Millionen Tonnen Jahreskohlenmenge mit rd. 150000 Bergleuten.

Die Bergleute von Ewald-Fortsetzung können an ihrem vertrauten Arbeitsplatz und Wohnort bleiben; das schätzen besonders die vorher schon auf den Zechen König Ludwig, Emscher-Lippe und Friedrich der Große tätig gewesenen Mitarbeiter, die wechseln mußten. Letztere Zeche übergibt 155 Mitarbeiter noch 1978. Die Belegschaftsstärke liegt nun bei 1800 Arbeitern und 300 Angestellten, wie etwa vor Bildung der Ruhrkohle AG. Die Zahl der Ausländer steigt jedoch von damals rd. 40 - meist Südeuropäern - oder 2 % der Arbeiter auf rd. 270 oder 15 % der Arbeiter, von denen rd. 250 Türken sind.

Die Aktionsgemeinschaft bewilligt auf Antrag der Ruhrkohle AG für die Zeche Ewald-Fortsetzung nach dem "Gesetz zur Anpassung und Gesundung des Deutschen Steinkohlenbergbaus" von Mai 1968 für die sich aus der Zechenschließung mit Aufgeben des Grubengebäudes ergebenden beträchtlichen Folgelasten eine sogenannte Stillegungsprämie.

Sie beträgt rd. 24,6 Millionen Mark, die sich aus der Jahresdurchschnittsfördermenge 1969/71 von rd. 1,23 Millionen Tonnen Kohlen und rd. 20 Mark je Tonne Jahresförderung errechnet. Bei den Folgelasten handelt es sich um Sozialaufwendungen, Abdichtung von Grubenräumen, Verfüllen der Schächte, Beheben von Bergschäden, Bepflanzen von Bergehalden u.a.m.

Der ehemalige Abbaubereich Ewald Fortsetzung wird berggrundbuchlich mit einer Sperre von Kohlengewinnung und Förderung bis zum 30.6.1986 belegt.

Die Sorge des Bürgermeisters Netta von Oer-Erkenschwick, es könnten der Stadt rd. 1 Million Mark Lohnsummensteuer entgehen, weil sie nicht mehr als "Betriebsstätte" gelte, ist unbegründet.

Seit 1970/71 werden in siebeneinhalb Jahren im Gestein mehr als 20 km Grubenbaue mit rd. 500000 fcbm Gesteinsausbruch für rd. 100 Millionen Mark hergestellt. In den Vortrieben arbeiten drei bis vier Kolonnen mit zusammen rd. 100 Mann täglich bei einer durchschnittlichen Leistung von rd. 2,7 fcbm Ausbruch je Mann und Schicht einschließlich Auffahren zahlreicher Abzweige und Sonderraume. Die Querschläge haben über 20 qm lichte Weite; die Vortriebe sind mit Bohr- und Ladewagen sowie Arbeitsbühnen ausgestattet. Das Haufwerk muß noch in 1000-I-Wagen geladen und im Schacht 2 zutage gehoben w erden.

Insgesamt liegen 1978 Förderung und Grubenleistung wegen der weiterhin schlechten Abbaubedingungen im 1. Halbjahr und der angestiegenen Ausrichtungsschichten nur bei durchschnittlich 4.600 Tonnen Kohlen täglich und 3,8 Tonnen Kohlen je Mann und Schicht. Das Bergemittel der gebauten Flöze steigt von 10 auf 23 cm; der Bergeanteil der Rohförderung erreicht erstmalig seit 1963 wieder 34 %. Es ist ein Unfalltoter zu beklagen.

BILD 191Hans Schnabel, Ernst Bartsch

Der 52jährige Ernst J. Schmiedel von der Zeche Friedrich der Große wird Tagesbetriebsführer für den in den Ruhestand verabschiedeten Heinz Diller.

Der 51jährige Ernst Bartsch von der Zeche Friedrich der Große folgt als Betriebsdirektor für Personal- und Sozialwesen dem in den Ruhestand tretenden Hans Schnabel.

Rückblickend werden zwischen 1903 und 1978 in 68 Förderjahren rund 59 Millionen Tonnen Kohlen gehoben, und zwar bis 1925 von der 700-m-Sohle 8,5 Millionen Tonnen, bis 1960 in 28 Jahren von der 800m-Sohle 31,5 Millionen Tonnen, bis 1969 von der 950m-Sohle 10,5 Millionen Tonnen und bis 1978 von der 1100m-Sohle einschließlich Unterwerksbau 8,4 Millionen Tonnen Kohlen. Im Jahre 1921 wird der Vorrat der Zeche bis 1000m Teufe auf 156 Millionen Tonnen Kohlen geschätzt. Bei einer Berechtsamsgröße von 13,2 qkm zuzüglich 15,8 qkm Südfeld ab 1965, über die Zeitabschnitte gewogen von rd. 16,2 qkm, ergibt das eine Ausbeute von rd. 3,64 Millionen Tonnen Kohlen je qkm oder 3,6 Tonnen Kohlen je qm Grubenfeld bei rd. 600m Deckschichten oberhalb rd. 600m aufgeschlossenem Steinkohlengebirge. Allgemein rechnet man im Ruhrbergbau mit etwa 10 Tonnen Kohlenvorrat je qkm Grubenfeld. Bis zur 800m-Sohle werden überwiegend Gaskohlen, unter dieser Sohle überwiegend gut verkokbare Fettkohlen abgebaut.

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