6-1 Vom freien Unternehmen zu den Reichswerken
Ein "Technischer Ausschuß" aus Vorstand und Aufsichtsrat einigt sich darauf, daß ab Mitte 1938 Ewald Fortsetzung mit Erkenschwicker Bergleuten 2.000 bis 2.500 Tonnen Kohlen täglich aus dem Baufeld Rapen und möglichst bald 4.000 Tonnen Kohlen täglich insgesamt mit Revierleistungen heben soll, die den älteren Ewald-Zechen nahekommen.
Es heißt, die Kohlen des Westfeldes seien nach Herstellen von nur noch 230m Querschlag und 80m Aufbruch einfach nach Erkenschwick zu leiten und man spare die Elektrifizierung der Streben im Flöz Gretchen-Anna an der Markscheide nach König Ludwig 4/5 in Suderwich. Zwar sinke die Fördermenge der Zeche hierdurch, aber man könne ja die laufende Ausrichtung der gemeinsamen 800m Einheitssohle auf König Ludwig 4/5 zeitlich strecken, die künftig ermöglichen soll, Kohlenfördermengen beider Zechen auszutauschen und Ewald Fortsetzung wettermäßig an die Schächte König Ludwig 7/8 anzubinden.
Mit Nachdruck sei Gaskohle zu fördern. Die geplante Entwicklung sei folgerichtig wegen der großen, streckenmäßig weitgehend erschlossenen 41 Millionen Tonnen Kohlenvorräte Ewald Fortsetzung oberhalb der 800m-Sohle sowie der hohen Frachtersparnis für den mit 3.900 Tonnen hohen täglichen Kokskohlenbedarf der Erkenschwicker Kokerei; außerdem sei König Ludwig überlastet und brauche Ersatz für seine Kohlenvorräte. Es seien gemeinsame Betriebspläne für fünf, zehn und fünfundzwanzig Jahre für zusammen 11.000 Tonnen Kohlenfördermenge arbeitstäglich aus beiden Feldern aufzustellen.
Am 1. Juli 1938 wird die Förderung wieder aufgenommen.
Im Jahre 1938 werden Diplom-Kaufmann Engelbert Raueiser für den Diplom-Kaufmann Franz Reinecke sowie stellvertretend der Maschinendirektor Oberingenieur Dipl.-Ing. Hermann Krönauer und der Bergwerksdirektor Bergassessor Otto Wehrmann von König Ludwig und Ewald Fortsetzung in den Vorstand der Gesellschaft berufen.
Die Gesellschaft beklagt seit 1938 Arbeitskräftemangel, Leistungsabfall und schmalere Gewinne, auch deshalb, weil die Zechen dünnere Flöze abbauen müßten. Im Jahre 1938 wird der 34jährige Dr.-Ing. Theodor Hillenhinrichs Betriebsdirektor auf Ewald Fortsetzung. Der Vorstand überträgt dem ehemaligen persönlichen Mitarbeiter von Bergwerksdirektor Dr. Roelen auf dem Verbundwerk Walsum bereits 1938 Planung und Entwicklung der Zeche Haus Aden.
Im Dezember 1939 gibt der 65jährige Vorstandsvorsitzende Generaldirektor Carl Hollender sein Amt an den 38jährigen Bergwerksdirektor Bergassessor a.D. Helmut Reimann weiter, der vorher Betriebsdirektor auf der Zeche Minister Stein der Gelsenkirchener Bergwerks AG war.
BILD Bergwerksdirektor Bergassessor. a. D. Helmut Reimann
Die staatseigenen Reichswerke Aktiengesellschaft für Erzbergbau und Eisenhütten "Hermann Göring" halten 1940 die Aktienmehrheit der Bergbau AG Ewald-König Ludwig, weil sie dringend Kohlen und Koks für ihre Hütten in Salzgitter und Donawitz in der Steiermark benötigen. Der Verkaufsverein mit der Gelsenkirchener Bergwerks AG wird zugunsten der "Reichswerke" gelöst. Der alleinige Vorstand der "Reichswerke AG Hermann Göring", Generaldirektor Staatsrat Paul Pleiger, wird Aufsichtsratsvorsitzender von Ewald-König Ludwig nach dem Stahlindustriellen Dr. Fritz Thyssen, der sich mit den Nationalsozialisten überwarf und in die Schweiz flieht; Pleiger wird 1899 in der Bauernschaft Buchholz südlich der Ruhr bei Bochum geboren, lernte das Schlosser- und Dreherhandwerk, besucht Abendkurse und Maschinenbauschule, war Ingenieur bei der Harpener Bergbau AG in Derne und gründet in Sprockhövel eine Maschinenfabrik. Hitlers Wirtschaftsberater Keppler betraute den zum Gauwirtschaftsberater aufgestiegenen Nationalsozialisten 1934 mit allen Mitteln, die als unwirtschaftlich geltende Eisenerzlagerstätte Salzgitter nutzbar zu machen, was dieser mit großer Energie und gegen erhebliche Widerstände durchsetzt. Pleiger gründet 1937 die "Reichswerke" und Göring ernennt ihn zu deren Generaldirektor.
Die bisherigen Aufsichtsratsmitglieder scheiden aus mit Ausnahme des Sanierungsfachmanns Bankdirektor Dr. Kimmich. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende, Generaldirektor a.D. Bergrat Carl Hollender, wird Aufsichtsratsmitglied gemeinsam mit Dr. jur. Delius, Staatsrat Meinberg, Bergwerksdirektor Bergassessor Brand, Bergassessor Bruch, Bergrat Dr. Ing. von Dewall, Bankier Dr. jur. Freiherr von Falkenhausen, Bergwerksdirektor Flothow, Oberberghauptmann Gabel, Bergwerksdirektor Dr. jur. Knott, Ministerialdirektor Marotzke, Ministerialrat Dr. Steinbock, Bergwerksdirektor Bergassessor Wimmelmann. Bald stimmt man in der Hauptversammlung durch Zuruf ab. Hinzugewählt wird 1942 der Leiter der Bergbau-Abteilung der Hermann Göring-Werke, Dr. Ing. e.h. Konrad Ende.
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