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4-1 Ausbau zur Doppelschachtanlage mit neuer Fördersohle


Zur Erhöhung der Kohlenförderbeteiligung beim Syndikat beschließt der Grubenvorstand bereits 1908, die Schachtanlage Ewald-Fortsetzung 4/5 zu errichten. Die Ausrichtungsarbeiten beginnen jedoch erst im August 1913 mit dem Teufen des Schachtes 4 und der Richtstreckenauffahrung der 700m-Sohle von Schacht 3 aus. Durch die Kriegsereignisse verzögern sich die Arbeiten an diesem Vorhaben. Die Teufarbeiten werden erst 1917 bei 480m wieder aufgenommen.

Das Verschieben der ursprünglich bereits für etwa 1916 geplanten Nutzung des Außenschachtes 4 als Ausziehschacht um rd. vier Jahre hat die Probleme der Bewetterung erheblich verschärft.

Nach 1700 m streichendes und 2.200 m querschlägiger Ausdehnung der Grube mit fünf Bauabteilungen nach Norden und drei Bauabteilungen nach Süden müssen die Streckenquerschnitte auf erheblichen Längenabschnitten erweitert werden. Ein für den Schacht 4 vorgesehener Hauptlüfter soll zunächst zusätzlich im alten Fördermaschinengebäude Schacht 3 aufgestellt werden; unklar ist, ob er dort jemals betrieben wurde.
Trotz stetiger Erweiterung des Seilbahnbetriebes in den Hauptstrecken sind auch im Kriegsjahr 1916 noch acht Pferde eingesetzt. Das ist dem Kriegsministerium gar nicht recht; es meint nämlich, die Kohlenförderung sei durch Futtermangel der Grubenpferde bedroht und es müsse stärker mechanisiert werden, aber nicht etwa durch Bestellungen von Benzollokomotiven bei Herstellern, "die für den Heeresbedarf voll beansprucht sind." Die "Haferverteilungsstelle" des Vereins für die bergbaulichen Interessen gibt an die Zechen weiter: "Das Kriegsministerium erklärt, daß an uns weitere Heumengen auf keinen Fall abgegeben werden können." Daraufhin sollen fünf Pferde durch eine elektrische Seilbahn auch im südwestlichen Querschlag und durch Drucklufthäspel im Querschlag 2 West-Nord ersetzt werden; die restlichen drei Pferde würden allerdings noch in der südöstlichen Richtstrecke benötigt, weil ein elektrischer Motor nicht freigegeben werde und weder ein großer Drucklufthaspel für eine derartig große Streckenlänge, noch die dafür benötigte Druckluft ausreichend vorhanden seien. Es solle daher eine vorhandene Benzollokomotive eingesetzt werden.

Das Auslaufen der Fettkohlenvorräte im Baufeld 1/3 oberhalb der 700m-Sohle zwingt die Schachtanlage noch im Kriegsjahr 1918 zur Ausrichtung einer neuen Fördersohle im Niveau 800m, "nachdem", wie der Geschäftsbericht sagt, "durch das Auftreten eines sehr flach gelagerten Spezialsattels im Nordfelde die weitere Ausrichtung der Fettkohlengruppe ungünstig beeinflußt wird." Ende 1918 werden ein Schachtgesenk zur 800m-Sohle geteuft und die Arbeiten für das Weiterteufen des Schachtes 2, der im Jahre 1899 bei 28m Teufe gestundet wurde, aufgenommen.

Ab Dezember 1919 werden rd. 120m wasserführende Schichten des Deckgebirges mit dem "Versteinerungsverfahren" und Ausbau mit "Breil'schen Verbundtübbings" durchteuft. Im weißen Mergel tritt sehr viel Kluftwasser auf, welches aber ebenfalls mit dem Versteinerungsverfahren beherrscht wird.

Vom Schachtgesenk aus werden im Jahre 1919 die Füllörter und Umtriebe der 800m-Sohle für die Schächte 1 und 2 angesetzt; die Querschlagsauffahrung in der Hauptachse nach Norden und Süden schließt sich an.

Bis 1921 sind je ein Gesenk im Haupt-Süden und im Haupt-Norden zur 800m-Sohle fertig. Im Frühjahr 1922 werden die Gesenke von den Querschlagsauffahrungen der 800m-Sohle erreicht.

1922 erhält der Schacht 2 ein Stahlfördergerüst und im westlichen Trum eine Dampffördermaschine von 1200 PS der Eisenhütte Prinz Rudolf in Dülmen für 32 Züge stündlich mit zwei Körben zu je acht Wagen. Ende 1923 wird der Schacht 2 von der 800m-Sohle förderfertig.

Im Frühjahr 1924 sind der Hauptquerschlag Norden, Schacht 2, 800m-Sohle, über Flöz Matthias weit hinausgetrieben und ein weiterer Blindschacht und Teilsohlen fertiggestellt. Um diese Zeit sind die ersten Abbauhämmer eingeführt. Den neuen Gedingeverträgen der Kohlenhauer soll die Hälfte der von dem Fahrhauer Josef Wiebusch mit dem Abbauhammer je Schicht gelösten Kohlenmenge ohne Ausbau als Normleistung einschließlich Ausbau zugrunde gelegt werden.

Anfang 1925 durchörtert die Richtstrecke 800m-Sohle nach Osten nach einjähriger Auffahrung die wegen Wassers gefürchtete Bickefelder Störung trocken. Der Schacht 2 erhält 1926 für sein östliches Trum eine elektrische Fördermaschine mit 1.721 kW Leistung für 32 Züge stündlich mit zwei Körben zu je acht Wagen.

1919 wird am Schacht 4 bei 684m das Füllort ausgesetzt und nach Einbau der Fördereinrichtung beginnt noch 1919 von dort aus das Auffahren der Richtstrecke zur Schachtanlage 1/3 im Gegenortsbetrieb.
Mitte 1920 wird der Schacht 4 für Seilfahrt und Bergeförderung von der 700m-Sohle fertig und mit der alten Schachtanlage durchschlägig. Auf der Schachtanlage 4 sind Fördermaschine, Lüfter, Kesselhaus, Büro- und Kauengebäude und Werkstätten vorhanden. Die Wettermenge beträgt rd. 11.000 cbm minütlich. Sofort nach Anschluß der 700m-Sohle stößt man nach Norden und Süden in die Fettkohle vor.

In dieser Zeit erreicht die Zahl der Gesteinshauer die Spitze von 330 Mann. Insgesamt sind 27 Flöze mit 32m Dicke aufgeschlossen. Der Kohlenvorrat bis in 1000m Teufe wird mit 156 Millionen Tonnen beziffert. Schüttelrutschenbetriebe liefern über 88% der Kohlen. Es sind insgesamt 6.300 m Schüttelrutschen vorhanden.

1922 wird nach 200m Auffahrung der 700m-Sohle von Schacht 4 nach Süden ein Gesenk zur 800m-Sohle angesetzt, das 1923 die Sohle erreicht. Von hier aus wird die 800m-Sohle nach Norden auf den Schacht vorgetrieben. Etwa 300 m südlich Schacht 4 trifft ein weiteres Gesenk auf das Flöz Hugo.

Ende 1924 erreicht der Schacht 4 die 800m-Sohle. In den Flözen Matthias und Hugo richtet man eigens für "Schachtberge" Versatzbetriebe ein. Die Richtstrecke nach Westen und Osten wird begonnen.

Um 1925 werden 13 Gaskohlenflöze von Flöz J bis Laura und 14 Fettkohlenflöze von Katharina bis Ida mit insgesamt rd. 32m Kohlenmächtigkeit gebaut, davon sind das dickste Flöz Zollverein 2 mit 3,50 m, das dünnste Flöz Robert mit 0,8 m Mächtigkeit.

Es werden im Bereich Schacht 4 die erste westliche Abteilung nach Süden und nach Norden angesetzt und die Flöze Robert, Albert und Blücher vorgerichtet.

Ewald Fortsetzung Schächte 1, 2, 3

Am 1. Juli 1925 werden im Schacht 4 von der 800m-Sohle Seilfahrt und Kohlenförderung aufgenommen. Der Schacht hat eine elektrische Fördermaschine mit 1.721 kW für 32 Züge stündlich mit zwei Körben und acht Wagen je Korb. Die Kohlen aus dem östlichen Baufeld werden zunächst im Schacht 4 gehoben, ausgeklaubt, abgesiebt und mit der Zecheneisenbahn der Wäsche der alten Schachtanlage zugeführt. Im Jahre 1925 hebt der Schacht rd.79.400 Tonnen Kohlen.

Im August 1926 trifft der Richtstreckenvortrieb 800m-Sohle von Schacht 4 nach Westen das Gegenort von der alten Schachtanlage östlich der Bickefelder Störung. Am Schacht 3 ziehen 15.000 cbm Wetter minütlich aus, davon etwa 1.500 cbm vom Einziehschacht 4. Dieser Schacht wird noch 1926 Ausziehschacht und erhält einen Grubenlüfter mit 10.000 cbm je Minute Leistung.

Im Baufeld Schacht 4 wird 1928 die erste östliche Abteilung auf der 800m-Sohle nach Süden angesetzt. Nach einem Gutachten des Oberbergrates Wiester vom Oberbergamt Dortmund wird sich die Zeche nach Osten entwickeln, weil sie Kanalanschluß brauche; diese Richtung zeige auch die Reichsbahnplanung. Nach Regulierung des Mühlenbaches könne dieser Abwässer nach Osten führen. Auch der Wohnungsbau in Rapen deute auf Osttrend hin. Nicht zuletzt würde die Ausgasung des Ostfeldes im Südosten oder Nordosten ein oder gar zwei Ausziehschächte erfordern.

Nach Anweisung des Bergamtes darf bei schlechtem Hangenden nicht geschrämt werden. Arbeitspunkte in den steilen Streben müssen durch Schutzbühnen oder Verschlagdraht gegen Steinfall gesichert sein. Bei Verblattung von über 3m langen Schalhölzern sind Mittelstempel zu setzen. Bei Schubgefahr in über 1,20 m mächtigen Flözen ist für besonders guten Verband zu sorgen. Holz darf nur von sicherer Stelle mechanisch geraubt werden. Sofern in Ortsbetrieben die Firste gesichert werden muß, soll das mit abzugeckenden schweren Rundeisen oder Halbhölzern geschehen.

Ende 1929 gibt es allein an den Schächten 1/3 dreizehn Steigerreviere bei einer Tagesförderung von 2.830 Tonnen Kohlen. Rund 20% der Kohlenfördermenge kommt aus Unterwerksbauen im Südfeld der Zeche Ewald Fortsetzung 1/3.

Obwohl auf der Zeche in den fünf Jahren vor 1930 rd. 11 km Gesteinsstrecken und 3 km Blindschächte aufgefahren werden, davon 3,6 km bzw.1,7 km im östlich der Bickefelder Störung gelegenen Baufeld Schacht 4, muß im Juli 1930 weiterer Unterwerksbau im Südostfeld der 700m-Sohle eingeleitet werden. Er wird mit wirtschaftlich erforderlicher Betriebszusammenfassung auf das Südfeld begründet. Außerdem sei wegen "mehrere Jahre" beanspruchender notwendiger Erweiterung des südlichen Hauptquerschlages eine andere Abbauführung nicht möglich.

Seilbahnförderung in den Hauptstrecken geht immer noch um. Wegen stark verengter Streckenquerschnitte und Sohlenhebungen, verursacht durch Abbaueinwirkungen, sind erhebliche und immer wiederkehrende technische Förderstörungen die Regel. Auch sind die mittig zwischen den Gleisen vorgesehenen und nur 0,60 m breit vorgeschriebenen Fahrwege kaum noch vorhanden.

Die Streben werden allmählich länger. Stangenschrämmaschinen dürfen nicht über 2m lange Stangen haben. Blindortversatz ist nur in dünnen Flözen erlaubt.

Südl. Baufeld der Schachtanlage 1/3Abbau im südlichen Baufeld der Schachtanlage 1/3

Das Teufen des Schachtes 5 mit 6,50 m Durchmesser beginnt am 1.5.1925 unmittelbar östlich von Schacht 4. Gegen Ende des Jahres 1927 erreicht der Schacht 182m Teufe. Es werden die wasserführenden Mergelschichten mit Breil’schen Verbundtübbings problemlos durchteuft. Das Teufen des Schachtes 5 endet August 1929 bei 823m. Der Schacht erhält eine gebrauchte Dampffördermaschine von 800 PS für 32 Züge stündlich mit zwei Körben zu je sechs Wagen von der 800m-Sohle .

Damit ist die Schachtanlage Ewald Fortsetzung 4/5 fertig und verfügt auch über ein selbständiges Bewetterungssystem. Die Kohlen werden zum Leistungsnachweis vom 1. Januar 1930 bis zum 31. März 1930 wieder am Schacht 4 gehoben. Ab 1. April 1931 wird der Grubenbetrieb der Schachtanlage 4/5 geschlossen und der Abbau im südlichen Baufeld der Schachtanlage 1/3 zusammengefaßt.

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